Extertalbahn

Die Extertalbahn, heute Grundlage für Netz und Betrieb der Landeseisenbahn Lippe, ist erst wesentlich später fertig gestellt worden als die damalige Reichsbahnstrecke Lage & Hameln. Dafür konnte die von Anfang an in privater Hand befindliche Nebenbahn mit für die damalige Zeit revolutionärer Ausstattung aufwarten: eine elektrische Oberleitung.

 

In den Jahren 1927 bis 1929 wurde das Extertal und damit ein großer Teil von Nordlippe in drei Abschnitten mit einer neuen Eisenbahnstrecke erschlossen. Bauherr und Betreiber war die am 24. September 1924 gegründete Extertalbahn AG, zu deren Gesellschaftern neben den anliegenden Gemeinden auch das Elektrizitätswerk Wesertal in Hameln gehörte, das zur damaligen Zeit seinen Prodktionsüberschuss sinnvoll verwerten wollte. Zusammen mit Berechnungen über den zu erwartenden Kohleverbrauch bei Steigungen von bis zu 1:42 im Streckenverlauf fiel in der Konsequenz die Entscheidung, bereits Ende der 20er Jahre eine Nebenbahn vollständig elektrifiziert in Betrieb zu nehmen und das in Norddeutschland erst zum zweiten Mal.

Die Extertalbahn AG hatte zur damaligen Zeit (bis 1967) ihren Sitz in Barntrup, folglich erstreckte sich das erste Teilstück der neuen Extertalbahn von Barntrup bis Bösingfeld (eröffnet 1927), der zweite Abschnitt verlängerte die Strecke bis Bögerhof (1928) und schließlich wurde mit dem dritten Teilabschnitt die Stadt Rinteln angebunden (1929). Dort verlief die Extertalbahn teilweise straßenbahnähnlich durch die Innenstadt.

Betriebsmittelpunkt war von Anfang an der Bahnhof Bösingfeld, wo umfangreiche Wartungs- und Betriebsanlagen sowie das für die Stromversorgung der Extertalbahn zuständige Unterwerk entstanden. 1967 zog auch der Hauptsitz der Extertalbahn AG hierhin um. Bis heute bildet der Bahnhof Bösingfeld, wenn auch inzwischen hauptsächlich für Busse und LKW umgebaut, den Betriebsmittelpunkt und Heimatstandort für die Landeseisenbahn Lippe und den Streckeneigentümer vbe.

Der ursprünglich in der Hauptsache auf der Extertalbahn geplante Güterverkehr erwies sich in den ersten Betriebsjahren als wenig ergiebig, dafür konnte aber mit dem Personentransport wesentlich mehr als erwartet verdient werden.

Allerdings konnte der Schienenverkehr dem nach dem zweiten Weltkrieg zunehmenden Einsatz von Omnibussen und dem Aufkommen privater Pkw nicht lange standhalten und es kam bereits am 25. September 1966 zur Einstellung des Schienen-Personenverkehrs auf dem Teilstück Barntrup bis Bösingfeld. Der letzte Personenzug auf dem Streckenstück nach Rinteln fuhr am 29. September 1969. Die seit 1953 im Personenzugdienst eingesetzten elektrischen Triebwagen der zweiten Generation wurden von der Extertalbahn AG nach Österreich verkauft, wo zwei von ihnen noch heute Dienst tun: einer modernisiert und einer aus zwei Unfallwagen gleichen Typs rekonstruiert.

Der Güterverkehr in Form von Kies- und Getreidezügen erlebte nach Einstellung des Personenverkehrs insbesondere in den 70er Jahren noch einen Aufschwung, fiel aber dann aufgrund immer weiter zurückgehender Nachfrage in sich zusammen Obgleich die seit 1967 als Verkehrsbetriebe Extertal & Extertalbahn GmbH formierende Betreibergesellschaft sich in Zusammenarbeit mit den politischen Gremien der Region redlich um eine Aufrechterhaltung bemüht hat. Der letzte Güterzug über die Extertalbahn nach Barntrup und weiter über die Begatalbahn Richtung Lage rollte im Jahre 2001.

Seither dient die Extertalbahn nur noch dem Draisinenbetrieb (Abschnitt Rinteln Süd – Alverdissen) bzw. den Museumszügen der Landeseisenbahn Lippe (Abschnitt Bösingfeld – Barntrup). Die elektrische Oberleitung ist zur Zeit nur zwischen Bösingfeld und Alverdissen betriebsbereit, an einem Wiederaufbau bis Barntrup wird aber gearbeitet. Der Streckenabschnitt nach Rinteln Süd ist nicht mehr elektrifiziert und rechtlich auch nicht mehr als Eisenbahnstrecke gewidmet.

In Barntrup besteht nach wie vor Anbindung an die bis Lemgo ebenfalls im Eigentum der VBE befindliche Begatalbahn (KBS 404) und damit an das DB-Schienennetz.