Begatalbahn

Die Begatalbahn ist das Teilstück Lemgo – Barntrup der ehemaligen Kursbuchstrecke 204 Bielefeld – Oerlinghausen – Lage (Lippe) – Lemgo – Barntrup – Hameln.

 

Die heutige Kursbuchstrecke 404 findet ihre planerischen Anfänge in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. In Lippe wurden zunehmend Forderungen nach einer Direktverbindung der preußischen Zentren Bielefeld und Hameln bei gleichzeitiger Anbindung großer Teile des eigenen Landes laut. Noch viele Jahre sollten diese Forderungen unerfüllt bleiben, da das Land Lippe sich weder mit dem preußischen Staat über eine Finanzierung einigen konnte, noch über genug eigene Mittel verfügte, um den Bau einer Strecke der geplanten Länge zu realisieren. Als nach langen Verhandlungen bereits Anfang der 90er Jahre die erforderlichen Genehmigungen eingeholt waren, konnte wegen stadtplanerischer Probleme in Lemgo immer noch nicht mit dem Bau begonnen werden. Erst am 8. Juli 1896 wurde das erste Teilstück der von Anfang an als Nebenbahn projektierten Strecke von Lage nach Lemgo mit dem Zwischenhalt Hörstmar dem Betrieb übergeben. Bereits vier Monate später folgte die Eröffnung des weitaus größten Teilstücks der neuen Strecke zwischen Lemgo und Hameln mit unter anderem den Zwischenbahnhöfen Dörentrup und Barntrup. Der durchgehende Zugverkehr Lage – Hameln wurde am 2. November 1896 aufgenommen und stellte gleichzeitig die letzte Erweiterung in diesem Jahrhundert dar. Der Betrieb auf dem neuen Streckenabschnitt wurde von der KPEV übernommen, so dass auch die Bahnhofsgebäude und sonstige bauliche Einrichtungen typisch preußische Züge aufwiesen.

Um die Jahrhundertwende begannen die Planungen zur Verlängerung der neuen Strecke in westlicher Richtung, über Oerlinghausen nach Bielefeld. Am 1. Oktober 1903 wurde das Teilstück vom Eisenbahn-Drehkreuz Lage bis Oerlinghausen eröffnet. Oerlinghausen erhielt seinen Bahnhof zwar vor den Toren der Stadt, der Station kam aber trotzdem die größte Bedeutung der Strecke zu, und sie ist heute der einzige reguläre Kreuzungspunkt zwischen Lage und Bielefeld und Standort des elektronischen Stellwerkes, das große Teile der Strecke überwacht.

Genau ein Jahr später, am 1. Oktober 1904, nahm die KPEV endlich den durchgehenden Betrieb nach Bielefeld auf. Die neue Nebenstrecke Bielefeld – Hameln war nun einsatzbereit und maß insgesamt 71,1 Kilometer, deren Finanzierung Preußen zum größten Teil übernommen hatte. Mit dieser Eröffnung wurde auch die letzte Postkutschenverbindung auf der Straße eingestellt – heute ist es bekanntlich oft anders herum.

Am 1. April 1920 übernahm die neue Deutsche Reichsbahn den gesamten Betrieb, doch die Strecke wurde nicht mehr erweitert. Bis zum Zweiten Weltkrieg ereignete sich an der Strecke keine weitere Besonderheit. 1945 waren sowohl der Bahnhof Lage als auch die Weserbrücke in Hameln Opfer der Bomben geworden, der sonstige Betrieb war jedoch nur wenig beeinträchtigt. Die neu entstandene Deutsche Bundesbahn nahm den Verkehr auf der jetzt Kursbuchstrecke 204 genannten Verbindung Hameln – Bielefeld wieder auf.

Die fortschreitende Elektrifizierung des DB-Netzes ging an der KBS 204 im Jahre 1975 endgültig vorbei: Lemgoer Interventionen verhinderten die Installation eines Fahrdrahtes, der nur zwischen Lage und Bielefeld installiert worden wäre, und Lemgo (- Hameln) somit vom Netz abgekoppelt oder, was aber angesichts der Auslastung undenkbar war, in einen Inselbetrieb verwandelt hätte.

In den Jahren nach 1975 begann bereits der Niedergang der Eisenbahn am Beispiel der KBS 204. Während in Lemgo bereits alle Wartungseinrichtungen und Gebäude zur Stückgutabfertigung abgebaut waren, wurde am 27. September 1980 der Personenverkehr nach Hameln eingestellt. Lemgo war von nun an östliche Endstation der KBS 204, die zwar von zwei Linien befahren wurde, aber nur wenige Zugpaare täglich aufwies. Von einem starren Taktfahrplan war in diesen Zeiten noch nicht zu reden.

Mit der Bahnreform in den 90er Jahren wurde es um die KBS 204 noch einmal lebendig. Der in den 80er Jahren endlich eingeführte Taktverkehr hatte Wirkung gezeigt und die Fahrgastzahlen ansteigen lassen. Trotzdem wurde seitens der DB an eine Wiederaufnahme des Betriebes nach Barntrup und Hameln nicht gedacht, es fand im Gegenteil ein Rückbau der dortigen Anlagen statt. 1994 wurden die beiden Streckenteile auch betrieblich getrennt: Der Abschnitt Bielefeld – Lage – Lemgo wurde fortan als KBS 404 bezeichnet, das Stück Lemgo – Barntrup (- Hameln) als KBS 404a. Seitens des neu entstandenen Verkehrsverbundes Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) und angesichts der Tatsache, dass im Rahmen der Reformen der Nah- und Regionalverkehr in die Bestellhoheit der Länder übergegangen war, wurde aber immer wieder über eine Reaktivierung der neuen KBS 404a diskutiert.

Zunächst folgte jedoch der Wechsel des Betreibers der KBS 404: Im Jahr 2000 übernahm die eurobahn (Keolis-Gruppe), die ausgeschriebenen Leistungen Lemgo – Bielefeld und Bielefeld – Rahden und fährt diese seither mit ihren Talent-Triebwagen und in gekoppelten Umläufen. DB Regio, wie der neue Unternehmensbereich der Deutschen Bahn AG für den Nahverkehr nun heißt, wurde also von der Strecke verdrängt.

Im Jahre 2001 wurden die verbliebenen Anlagen der KBS 404a Lemgo – Barntrup offiziell an die Verkehrsbetriebe Extertal übereignet; die letzten Gleisreste östlich von Barntrup in Richtung Hameln verblieben im Eigentum der DB. Diesem Akt folgte nicht etwa die Wiederaufnahme des Betriebs, sondern die sofortige Sperrung. Somit wurde auch der in den letzten Jahren immer sporadischer durchgeführte Güterzugbetrieb gänzlich eingestellt. Bis auf die 1992 sanierte Straßenbrücke in Bega waren die Gleisanlagen der KBS 404a in einem schlechten Zustand, während die KBS 404 Mitte der 90er Jahre auf 80 km/h ertüchtigt und dabei gleich “optimiert” worden war. Seither ist Oerlinghausen auch einzig verbliebener Kreuzungspunkt, vom Bahnhof Lage als Schnittpunkt mehrerer KBS abgesehen. Betriebliche Zugkreuzungen ohne Verkehrshalt sind des weiteren noch im Bereich der Bahnhöfe Bielefeld Ost und Hillegossen möglich.

Auch unter dem neuen Eigentümer VBE ist eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs von Lemgo nach Barntrup derzeit noch eher ungewiss. Obwohl vom Dezember 2006 bis zum Juli 2007 der Betrieb auf dem Streckenabschnitt von Lemgo bis zum neu geschaffenen Haltepunkt Lemgo-Lüttfeld mit großem Erfolg aufgenommen wurde, ist eine Reaktivierung bisher nicht über das Planungsstadium heraus gekommen. Ein Betrieb jenseits von Barntrup nach Hameln erscheint völlig unmöglich, da dort ein nahezu vollständiger Rückbau der Gleisanlagen stattgefunden hat. Einzig der Klüt-Tunnel ist noch vorhanden, nachdem die Weserbrücke in Hameln 2008 teilweise abgebaut worden ist. Die Brücke wurde vorher beider Zufahrtsrampen beraubt. Der Tunnel dient mit vermauerten Eingängen nur noch als Reservat für seltene Fledermäuse.