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Immer freie Fahrt: die LEL-Signalwerkstatt

  • 30 Weichensignale, 18 Andreaskreuze, 11 Pfeiftafeln – was sich liest wie eine etwas andere Einkaufsliste, ist Teil der Erfolgsstatistik der LEL-Signalwerkstatt aus den Jahren 2012 und 2013. Zwei Aktive haben im Hintergrund diese Arbeiten, die einerseits typisch, andererseits aber auch notwendig für den Eisenbahnbetrieb sind, in die Hand genommen.

    Mit der Wiedereröffnung der Begatalbahn 2009 bekam die LEL „auf einen Schlag“ 11 neue Streckenkilometer zu ihrem Museumsnetz hinzu, die weiteren 7 Kilometer bis Lemgo noch nicht eingerechnet. An diesem Abschnitt befanden sich einige „neue“ Bahnhöfe mit Nebengleisen, ferner erstmals planmäßig zu bedienende mechanische Schrankenanlagen. Um den Anforderungen der Eisenbahnsignalordnung Genüge zu tun, mussten zunächst an allen erforderlichen Stellen neue Signale und Schilder aufgestellt werden, außerdem die technischen Einrichtungen an den automatischen Bahnübergängen wieder funktionstüchtig gemacht und die Weichen und Gleissperren freigelegt werden. All diese Arbeiten waren natürlich nur ein Bruchteil dessen, was die Wiederinbetriebnahme der Strecke an Aufwand erforderte und so blieb anfangs keine Zeit für mehr als das betrieblich notwendige Minimum.

  • Anfang des Jahres 2011 schärfte Golo als am Bahnhof Dörentrup eingesetzter Schrankenwärter erstmals seinen Blick für das, was dem Publikum wohl sofort auffallen musste: den äußeren Zustand der Bahnanlagen. Auch die an sich einfache und robuste Technik der mechanischen Bahnübergänge hatte unter der langen Zeit ohne Betrieb und Wartung sehr gelitten. Witterungsbedingt war fast überall der Anstrich abgeblättert und großflächigen Roststellen gewichen. Die Nordseiten der Anlagen waren von Moos überzogen, die Schrankenbäume und Andreaskreuze von einer dicken Schicht aus Staub und Dreck. Teilweise waren die Läutewerke der Schranken durch Vandalismus zusätzlich beschädigt und nicht mehr einsatzbereit.

    Dies war die Geburtsstunde der LEL-Signalwerkstatt. Über die Sommermonate 2011 begann eine umfassende Revision der mechanischen Schrankenanlagen an der Begatalbahn, drei an der Zahl in Dörentrup und zwei in Lemgo-Brake. Letztere waren für die damals zunehmenden LEL-Fernfahrten ebenfalls gängig zu halten, da die Züge dann auch diesen Streckenteil befuhren.

  • Jede Anlage im Begatal besteht aus zwei sogenannten Schrankenböcken, an denen die Schrankenbäume gelagert sind. Zusätzlich kann noch eine Kurbel installiert sein, in Brake befindet sich diese aber jeweils direkt am Bock. Der Reihe nach wurden die einzelnen Anlagen bearbeitet; zunächst erfolgte jeweils die Demontage von Verkleidungsblechen und Läutewerken, um diese in einer geschützten Werkstatt mit Strom- und Wasseranschluss sorgfältig behandeln zu können. Dabei traten die unterschiedlichsten Entwicklungsstadien hinsichtlich Korrosionsschutz zutage: Teils waren die Bleche verzinkt und lackiert, teils nur grundiert und lackiert und teilweise bestanden sie nur noch aus brauner Pest. Nach gründlicher Entrostung und der Neulackierung mit der originalen Deckfarbe „DB 601 Eisenglimmer grün“ standen sie dem Betrieb schließlich wieder zur Verfügung.

  • Der Plan war, diese Teile dann unter den einzelnen Anlagen je nach Aufarbeitungsstand und Vollständigkeit durchzutauschen, d.h. immer einen Schwung in Aufarbeitung zu haben, während trotzdem alle Anlagen betriebsbereit waren. Die Vereinheitlichung der Bundesbahnschranken sollte das eigentlich zu einem Kinderspiel machen – eigentlich. Immer mal wieder kam es vor, dass Schraublöcher von theoretisch gleichen Blechen woanders nicht mehr übereinander passten.

  • In Dörentrup an der Mittelstraße hatte die DB seinerzeit eine „spiegelverkehrte“ Anlage verbaut, bei der die Schranken auf der linken Straßenseite stehen. Hierfür bedurfte es schon damals besonderer örtlicher Verhältnisse, die sich aber in Dörentrup zumindest heute nicht mehr wirklich aufdrängen. So ist diese Anlage also nur noch ein Wartungsproblem, denn der Teiletausch war hier ohne Weiteres nicht möglich, was dazu führte, dass alle Teile vor Ort bearbeitet werden mussten – ohne Strom und ohne maschinelle Entrostung. Für die Schrankenböcke galt dies ohnehin, denn die ließen sich schließlich nicht einfach abbauen.

    In Tageseinsätzen wurde also jeweils eine Anlage vor Ort beidseitig bearbeitet. Zuerst erfolgte die gründliche Reinigung aller Teile, auch der Schrankenbäume. Danach wurde an den grünen bzw. teilweise auch nur noch schmuddelig braunen Böcken mit der Drahtbürste der gröbste Rost beseitigt. Es folgte dann ein Deckanstrich mit der 3-in-1-Rostschutzfarbe DB 601. Der Erfolg war sofort sichtbar und viele Passanten, die zufällig während der Arbeitseinsätze vorbeikamen, sprachen auch direkt ihre Anerkennung für diese Leistung aus und freuten sich, dass die Bahn wieder ein wenig verschönert wurde.

  • Ende 2011 konnte als Bilanz festgehalten werden, dass beide Schrankenanlagen in Brake, die Anlage in Dörentrup an der Mittelstraße und der nördlich gelegene Schrankenbock an der Anlage Dörentrup Meierbreite vollständig restauriert waren. Die Südseite der Meierbreite sollte nach damaligem Stand ohnehin umgebaut bzw. erneuert werden und am Bärenort war der Bestand der mechanischen Anlage an sich für die Zukunft ungewiss, sodass von einer Instandsetzung abgesehen wurde, allerdings mit Ausnahme von einem Rostschaden am Schrankenbaum.

    Leider ziehen bekanntlich schöne neue Dinge immer wieder Vandalen an und so blieben auch einige Folgeschäden an den instandgesetzten Anlagen nicht aus. Wiederholt wurden auch Abdeckbleche für die Seilrollen entwendet, die dann mühevoll nachgefertigt und ersetzt werden mussten.

  • Das Folgejahr 2012 brachte für die Signalwerkstatt den Leitgedanken, nunmehr auch abseits der belebten Straßen für eine Aufwertung der Bahnanlagen zu sorgen. So waren insbesondere die Signallaternen an den Weichen auf der gesamten Strecke durch Verwitterung und Vandalismus gezeichnet und entsprachen in weiten Teilen nicht mehr den Anforderungen des Eisenbahn-Signalbuchs. Zunächst arbeitete Golo daher in seiner Werkstatt einige auf Vorrat beschaffte Signallaternen vollständig auf, um dann jeweils einen „Ringtausch“ vornehmen zu können. Im Begatal fanden sich an allen Weichen die alten Bundesbahn-Signalkörper, die noch detailreich gearbeitet waren und aus einem Metallkorpus mit Deckel, zehn Glas- oder Kunststoffreflektoren und deren Befestigungsvorrichtung bestanden. Vereinzelt fand sich auch noch das emaillierte Blechschild mit der Weichennummer am Korpus. Die Befestigung mittels vier Schrauben auf dem Weichensockel bereitete mitunter Kopfzerbrechen, da auf freier Strecke wie immer keine Geräte zur Verfügung standen und jede einzelne der erheblich verrosteten Schrauben mit reiner Muskelkraft – zumeist im Liegen von unten – und viel Caramba gelöst werden musste.

  • Die Aufarbeitung der Laterne selbst benötigte vier wesentliche Arbeitsschritte: Die Demontage und Reinigung, das vollumfängliche Abschleifen des maroden Altanstrichs, die mehrschichtige Neulackierung in der Normfarbe RAL 9005 und schließlich das Zusammensetzen aller Teile, größtenteils unter Verwendung neuer bzw. neu zusammengestellter Reflektoren, da gerade diese über die Jahre immer wieder das Ziel von Schottersteinen aus der Hand von Vandalen geworden waren. Aus diesem Grunde wurden viele der Signallaternen auch in einer angepassten Form neu aufgebaut bzw. instandgesetzt; auf Reflektoren wurde hier verzichtet und stattdessen weiß lackierte bzw. mit Folie beklebte Bleche eingesetzt, die zusätzlich statt wie im Original mit Splinten mit Schrauben gesichert wurden. Auch Deckel und das Ziffernschild entfielen dabei vollständig. Diese etwas resistentere Ausführung findet sich z. B. an den Vandalismusschwerpunkten Barntrup und Brake.

  • Auch Deckel und das Ziffernschild entfielen dabei vollständig. Diese etwas resistentere Ausführung findet sich z. B. an den Vandalismusschwerpunkten Barntrup und Brake.

  • Parallel begannen erste umfangreiche Streckeneinsätze; die Signalwerkstatt wurde mobil. Im Sommer 2012 diente die vereinseigene Fahrraddraisine erstmals statt wie sonst im Grünschnitt für einen Signaleinsatz: Die Hebelgewichte der Begatalweichen wurden neu lackiert und hierbei auch eine Anforderung der Bahnaufsicht umgesetzt, da in Barntrup Farben geändert werden mussten.

    Ergänzend dazu liefen in der stationären Werkstatt immer neue und andere Signaltafeln und Betriebsutensilien auf, die aufgearbeitet werden wollten, sei es für den Vorrat im hierzu eingerichteten Signallager Farmbeck oder aber für den sofortigen Einsatz an der Strecke.

    Das Jahr 2012 endete im Gegensatz zum Vorjahr ohne klaren Saisonabschluss, denn bereits im Winter erreichten erste konkrete Aufträge die inzwischen etablierte Signalwerkstatt: Die Bahnaufsicht hatte mehrfach Nachbesserungen an verschiedenen Punkten der Streckensignalisierung gefordert. So waren etwa Grenzzeichen zu erneuern und Bahnhofseinfahrtsignale zu vervollständigen. Außerdem war dem öBl aufgefallen, dass die im Rangierbetrieb verwendeten Hemmschuhe ihre Erkennbarkeit unter den Fahrzeugen im Laufe der Jahrzehnte mehr als eingebüßt hatten. Ein Durcheinander dreier verschiedener Bauarten von Hemmschuhen tat ein Übriges, um den Betriebsablauf unnötig zu verlangsamen. Also begann über den Winter 2012/2013 ein weiteres Großprojekt in der Signalwerkstatt, das erst im September 2013 seinen tatsächlichen Abschluss fand: Die Aufarbeitung von insgesamt 50 Hemmschuhen für die LEL!

  • Parallel begannen erste umfangreiche Streckeneinsätze; die Signalwerkstatt wurde mobil. Im Sommer 2012 diente die vereinseigene Fahrraddraisine erstmals statt wie sonst im Grünschnitt für einen Signaleinsatz: Die Hebelgewichte der Begatalweichen wurden neu lackiert und hierbei auch eine Anforderung der Bahnaufsicht umgesetzt, da in Barntrup Farben geändert werden mussten.

    Ergänzend dazu liefen in der stationären Werkstatt immer neue und andere Signaltafeln und Betriebsutensilien auf, die aufgearbeitet werden wollten, sei es für den Vorrat im hierzu eingerichteten Signallager Farmbeck oder aber für den sofortigen Einsatz an der Strecke.

    Das Jahr 2012 endete im Gegensatz zum Vorjahr ohne klaren Saisonabschluss, denn bereits im Winter erreichten erste konkrete Aufträge die inzwischen etablierte Signalwerkstatt: Die Bahnaufsicht hatte mehrfach Nachbesserungen an verschiedenen Punkten der Streckensignalisierung gefordert. So waren etwa Grenzzeichen zu erneuern und Bahnhofseinfahrtsignale zu vervollständigen. Außerdem war dem öBl aufgefallen, dass die im Rangierbetrieb verwendeten Hemmschuhe ihre Erkennbarkeit unter den Fahrzeugen im Laufe der Jahrzehnte mehr als eingebüßt hatten. Ein Durcheinander dreier verschiedener Bauarten von Hemmschuhen tat ein Übriges, um den Betriebsablauf unnötig zu verlangsamen. Also begann über den Winter 2012/2013 ein weiteres Großprojekt in der Signalwerkstatt, das erst im September 2013 seinen tatsächlichen Abschluss fand: Die Aufarbeitung von insgesamt 50 Hemmschuhen für die LEL!

  • Im Frühjahr 2013 erhielt Golo dann auch erstmals hochmotivierte Verstärkung insbesondere bei der Arbeit auf Strecke: Der „kleine Bruder“ Raphael hatte sein Interesse an der Signalwerkstatt zu Taten werden lassen. Das Ergebnis war im gesamten Jahr 2013 die erhebliche Zunahme an Streckeneinsätzen, die zu zweit einfach leichter fallen als im Einzelkämpfermodus. Darüber hinaus wurden nun auch Kapazitäten für die Instandsetzung von Weichensignalen, Grenzzeichen und sonstigen Streckensignalen im Extertal frei – die Arbeiten im Begatal waren weitgehend abgeschlossen und würden (hoffentlich) eine gewisse Nachhaltigkeit entwickeln.

  • Stationär lag der Schwerpunkt im Sommer 2013 – neben einigen Hemmschuhen und den verschiedensten Einzelteilen – auf der Aufarbeitung eines historischen Zugzielanzeigers, den die LEL aus der Schweiz geschenkt bekommen hatte Landläufig ist diese Bauart als „Hampelmann“ bekannt; die Zugziele werden vom Aufsichtsbeamten am Bahnsteig manuell aus einer Reihe von Anzeigetafeln gezogen. Dieser Tafeln gab es insgesamt 13 Stück für Ziele und Zuggattungen und was lag näher, als für die erforderliche Neu- bzw. Blankolackierung auf die Signalwerkstatt zurückzugreifen. Zwei Tafeln blieben als Erinnerung an die Herkunft mit originalen Schweizer Zugläufen versehen, die übrigen erhielten weiße oder rote Grundfarbe und individuelle LEL-Beschriftungen, deren Aufbringung Golo und Raphael im Rahmen eines längeren Geduldsspiels in Bösingfeld vornahmen. Zum großen Bahnhofsfest 2013 hatte es der (ansonsten fertige) Anzeiger leider nicht mehr an den Bahnsteig geschafft, aber zur Lippertage-Fahrt am 8. September konnte erstmals ein „Extrazug“ nach „Dörentrup über Alverdissen – Barntrup“ am Bahnsteig angekündigt werden.

    Daneben entstanden vier neue Zuglaufschilder für die „historische Elektrobahn“ und einen universellen „Sonderzug“, der bisher im Repertoire der LEL noch fehlte.

     

  • Zum Abschluss der Sommersaison 2013 wurden noch einige gemeinsame Streckeneinsätze im Extertal gefahren, wobei erneut Forderungen des Betriebsleiters zu erfüllen waren: Andreaskreuze und Bahnübergangssignalisierungen zwischen Bösingfeld und Alverdissen, deren Zustand von Raphael zuvor im Juli während einer Draisinenfahrt katalogisiert worden war, wurden instandgesetzt, erneuert oder ergänzt. Vor- und nachbereitende Arbeiten liefen währenddessen in der stationären Werkstatt, bis auch hier pünktlich zum Ende der Sommersaison im September 2013 Vollzug gemeldet werden konnte. Aller Voraussicht nach wird während der Wintermonate diesmal keine weitere Tätigkeit erforderlich sein, daher soll es erst im Frühjahr 2014, wenn Wetter und Temperaturen wieder Außeneinsätze zulassen, weitergehen. Womit – das ist noch unklar. Abhängig davon, worauf die Jahreshauptversammlung 2014 ihren betrieblichen Schwerpunkt für das Jahr 2014 legen wird, stünde entweder die Strecken- und Bahnübergangssignalisierung zwischen Alverdissen und Barntrup oder – soweit 2012 noch nicht geschehen – die der Begatalbahn zur Instandsetzung an.

    Was bleibt, ist jedenfalls eine umfassende fotografische Dokumentation der bisherigen Arbeiten. Golo hat von Beginn an Wert darauf gelegt, jedes Detail und jeden Arbeitsschritt festzuhalten, um auf diese Weise auch die anderen Aktiven an seinem Schaffen teilhaben zu lassen. Denn es ist doch die größte Belohnung für uns „Ehrenamtler“, wenn man zurückblicken und sehen kann, was man durch die gemeinsame Arbeit erreicht hat.

    Raphael und Golo Kahlert im Oktober 2013