Die Geschichte der Landeseisenbahn Lippe

Gründung und Aufbau

  • Der heutige Verein „Landeseisenbahn Lippe e.V. – Freundeskreis der Extertalbahn“ sowie sein zumeist im Hintergrund arbeitender gemeinnütziger Trägerverein HVEEL e.V. wurden am 23.01.1985 gegründet. Unter den Gründungsmitgliedern waren u. a. Bernd Rehm, Dr. Wolfgang und Christa Halle, Peter Blase und Karl Wenzlow. Zum 1. Vorsitzenden wurde Dr. Wolfgang Halle aus Lemgo gewählt.

    Die anfänglichen Aktivitäten des damals noch ausschließlich als „Freundeskreis der Extertalbahn (FkdE) e.V.“ auftretenden Vereins bewegten sich im Bereich der Unterstützung von durch die VBE ausgerichteten Jubiläumsveranstaltungen 1985 und 1987 sowie ersten Nikolaus- und Sonderfahrten mit gemietetem VBE-Fahrzeugpark. Ab 1988 wurden eigene Betriebsbedienstete bei der VBE ausgebildet.

    Erklärtes und kraft Satzung festgeschriebenes Ziel des Vereins war von Anfang an die Anschaffung einer Dampflokomotive für klassischen Museumszugbetrieb in Nordlippe. Hierzu wurden verschiedene Maschinen besichtigt, u. a. unternahm Dr. Halle im Oktober 1987 auch eine Reise nach Österreich. Hier wurde man schließlich fündig: Die österreichische 93.1410 von Brenner & Brenner wurde angekauft und Mitte Januar 1988 nach Bösingfeld überführt. Dort folgte die Aufarbeitung, damals noch in der VBE-Werkstatt, durch die Aktiven, u.a. Bernd Tünnermann, Willy Eberhard, Ralf Maritschnigg und Henning Lesemann. Die Bemühungen mündeten schließlich in den ersten Einsatz der Dampflok am 24. November 1989.

  • Parallel erfolgte die Anschaffung und Aufarbeitung erster eigener Wagen. Dazu gehörten die „Donnerbüchse“ (Wagen 10), die in Alverdissen zum Thekenwagen umgebaut wurde, ein Packwagen (Nr. 11) für den Schaffner und ein Güterwagen (Nr. 30) als Lagerwagen und für den Fahrradtransport. Die VBE erklärten sich in dieser Anfangsphase bereit, einen Umbauwagen von der DB zu kaufen, um ihn später bei entsprechender Finanzlage an die LEL weiterzuverkaufen. Dieser Wagen war zunächst Wagen 5 der VBE. Zusammen mit den vorhandenen Fahrzeugen der VBE stand somit die Anfangsausstattung zur Verfügung.

    Mit Beginn des Jahres 1990 wurden erstmals planmäßige Museumsfahrten zwischen Barntrup und Rinteln Süd sowohl mit der vereinseigenen Dampflok als auch mit den VBE-E-Loks angeboten. Nach diesen ersten Fahrten mit der 93er stellte sich noch erheblicher Arbeitsbedarf heraus, bis die Maschine endlich „rund“ laufen sollte.

    Im Oktober 1990 erfolgte die erste Fahrt aus dem Extertal hinaus nach Lemgo anlässlich der lippischen Heimattage.

    1991 verstärkte der Verein, gestützt durch seinen Vorsitzenden, die Bemühungen um einen Museumsbahnbetrieb Barntrup-Lemgo. Da die E-Loks der VBE hier nicht fahren konnten, musste eine Diesellok angeschafft werden. Von der Hümmlinger Kreisbahn wurde eine abgestellte Maschine erworben, zur TWE-Werkstatt nach Lengerich überführt und das schadhafte Getriebe durch eine Fachfirma instandgesetzt. Weiterhin wurde ein neuer vierachsiger Personenwagen angeschafft, aus den Restbeständen der Bundesbahn ein weiterer Umbauwagen, diesmal mit Packabteil.

Erstmalige Vergrößerung des Aktionsradius

Im Zuge der Ausweitung seiner Aktivitäten benannte sich der Verein nunmehr in „Landeseisenbahn Lippe e.V.“ um, behielt aber den Gründungsnamen noch als Zusatz.

Der Investitionsbedarf des Vereines erreichte jetzt langsam seinen Höhepunkt. 1992 brauchte die Dampflok einen neuen Rohrsatz, von der VBE wurde deren Kö-Kleinlok sowie der einst treuhänderisch erworbene Personenwagen übernommen. Die Anzahl an Fahrtagen, vor allem bestellter Sonderfahrten, erreichte mit fast 40 im Jahre 1992 einen vorläufigen Spitzenwert.

Ab 1993 wurden die Museumsbahnfahrten an den Wochenenden sogar vollständig übernommen; bei E-Lok-Betrieb mit angemieteter VBE-Lok samt Lokführer, bei Dampflokbetrieb mit angemietetem VBE-Lotsen und nach Bedarf mit den VBE-Wagen 1 bis 5.

Angesichts dieser Entwicklung kam es nach den Aufbaujahren zu ersten ernsthaften Streitigkeiten im Verein. Vorstand und Aktivenkreis, aber auch die Zusammenarbeit mit der VBE waren von Spannungen geprägt. Insbesondere die Aktivitäten der LEL im Begatal warfen scheinbar unlösbare Fragen auf. Für die Fahrten, die der Verein hier durchführte, wurde eine eigene Konzession als „Eisenbahn-Verkehrsunternehmen“ (EVU) beantragt und mit Friedrich Reese ein Betriebsleiter von extern in den Verein geholt. Es wurde gar eine vollständige Trennung vom bisherigen Partner VBE diskutiert, der aber die Bahnreform vom 01.01.1994 einen Riegel vorschob und die LEL wieder voll unter das Dach der VBE als einstellendes EVU brachte.

In Folge dieser kräftezehrenden Diskussionen stelle Dr. Halle im Frühjahr 1994 seine Ämter als Vorsitzender von LEL und HVEEL gleichermaßen zur Verfügung.

Zum neuen Vorsitzenden der LEL wurde Manfred Schmidt gewählt, neuer Vorsitzender des HVEEL wurde Willy Eberhard. Damit hatten nunmehr die unmittelbaren Aktiven gleichzeitig die Leitung des Vereins in ihren Händen.

Gebot der Stunde war es, die arg gebeutelten Finanzen in den Griff zu bekommen und die anstehende Hauptuntersuchung der Dampflok im November 1995 vorzubereiten. Dankenswerterweise gelang es (letztmalig), öffentliche Unterstützung in nennenswerter Höhe zu erlangen. Zusammen mit einer konsequenten Sparpolitik, dem Verkauf oder gar Verschrotten von Fahrzeugen wurde der Grundstein für die fortan gesunde finanzielle Ausstattung gelegt.

Bei der HU 1995 wurden große Teile des Arbeitsumfangs an die Malowa-Bahnwerkstatt in Benndorf im Mansfelder Land vergeben. Im Frühjahr 1995 waren vorzeitig bereits große Teile dieser Arbeiten ausgeführt.

Die Jahre 1996-98 müssen als vergleichsweise ruhige Jahre der Konsolidierung gewertet werden. Während die Anzahl der Fahrtage deutlich zurückging auf rund 25 pro Jahr, gelang es durch die eingeleiteten Schritte, finanziell zu gesunden. Organisatorisch und personell machte sich diese Entwicklung jedoch negativ bemerkbar: Die Vorstandsmitglieder empfanden ihre Doppelbelastung gleichzeitig mit der aktiven Fahrdienst- und Werkstattarbeit als unangenehm, die strikte Ausgabenpolitik und das nötige Beschränken auf die Kernaktivitäten im Extertal forderten den Tribut, für diese Arbeit kaum neue Mitglieder gewinnen zu können.

Änderungen im Triebfahrzeugpark

  • Allen Sparzwängen zum Trotz konnte es sich der Verein jedoch leisten, im Herbst 1996 mit der Anschaffung einer neuen Kleindiesellok Köf ein echtes Schnäppchen zu schlagen.

    Ende 1998 näherte sich die dritte Kesselfrist der Dampflok ihrem Ende, und aus heutiger Sicht erstaunlicherweise gelang es zu diesem Zeitpunkt, eine Reihe neuer Aktiver hinzuzugewinnen, die sowohl im Fahrbetrieb als auch in der Werkstatt helfen wollten. Bei der Kessel-HU an der 93.1410 traten unerwartet schwere Mängel am Langkessel zu Tage, die die geplante Vorgehensweise der HU zunichte machten. Nachdem die ersten Kostenvoranschläge für den nötigen Beinahe-Neubau eines Kessels vorlagen, stand fest, dass das vorhandene und mittlerweile dicke finanzielle Polster nicht ausreichen würde. Die Saison 1999 wurde damit erstmals fast allein von der Diesellok bewältigt.

    Gleichzeitig stand das drohende Schwert der kalten Stillegung über dem Verein. Die Deutsche Bahn AG bemühte sich, die Strecke Barntrup – Lemgo stillzulegen und kündigte den VBE den Bedienungsvertrag für den Übergabebahnhof Barntrup. Mit allen Mitteln versuchten LEL und VBE im Schulterschluss, dieses Vorhaben abzuwenden. Der Verein sammelte damals 5.400 Unterschriften für den Verkehrsverbund, die Reaktivierung der Begatalbahn nach einer Privatisierung durch einen Verkauf an die VBE wurde Wahlkampfthema in Lippe und NRW. Die LEL konnte damals durch eine Sonderzugfahrt nach Lemgo im Juni 1999 ebenfalls mitmischen.

    Im Winter 1999/2000 stand eine Entscheidung an, wie in Sachen Dampftraktion fortzufahren sei. Alternativ wurde erstmals erwogen, eine andere Dampflok anzuschaffen. Während die Arbeiten an der 93er zwangsweise ruhten, verschob sich der Schwerpunkt der aktiven Arbeit auf die Pflege der übrigen Wagen. Diese erhielten damals allesamt einen neuen Anstrich, die beiden Umbauwagen wurden dabei blau lackiert.

    Nach Sichtung des „Marktes“ für Dampflokomotiven gab es nur eine Maschine, die einerseits sofort verfügbar war – oder besser sein sollte – und die weder zu klein noch zu groß erschien. Diese Maschine war die Dampflok Emil Mayrisch N.3 der Eisenbahnfreunde Kraichgau. Die Lok wurde im März 2000 angekauft und vom 29.-31. Mai ins Extertal überführt. Vorgesehen war, noch wenige offene Restarbeiten der schon einige Zeit abgestellten Lok auszuführen und noch 2000 auf Strecke zu gehen.

    Die Behebung dieser Restarbeiten zog sich jedoch bis Frühjahr 2001 hin. Erst zu Ostern konnte die Lok erstmals in Betrieb genommen werden. Auch an ihr wurde noch erheblicher Arbeitsbedarf festgestellt, bis sie richtig rund laufen sollte. Im Oktober 2001, zur letzten Saisonfahrt, schien dieses Ziel erreicht, als ein Heizrohr riss und die Maschine erneut abgestellt werden musste.

    Das Jahr 2000 brachte jedoch noch weitere Veränderungen. Mit der geglückten Übernahme der Begatalbahn durch den Kreis Lippe und die VBE wurde auch im Verein die Weichenstellung getroffen, zukünftig d en Bahnbetrieb erneut bis Lemgo ausdehnen zu wollen und zu können. Die neue Dampflok war nur ein Stein dieser Zielsetzung.

  • Eine erneute Überprüfung des gesamten Fahrzeugparks führte zu dem Entschluss, den Wagenzug neu zu gliedern. Zukünftig sollten nur noch vierachsige Wagen im Zuge laufen, einerseits wegen des geschlossenen Zugbildes, andererseits wegen der erhöhten Laufruhe und des verbundenen Komforts. Solch ein Wagenzug sollte auch in der Lage sein, mit der damals geplanten neuen Diesellok der VBE auf die Gleise der DB über Lemgo hinaus zu verkehren. Dem Verein gelang es, die in die Jahre gekommene Donnerbüchse zu verkaufen, die VBE ihrerseits veräußerten ihre vier Personenzugwagen.

    Neue Fahrzeuge waren der historische Speisewagen, der als gewissermaßen restbrauchbares Wrack im Februar 2001 auf den Hof kam, und ein ehemals im Fährverkehr eingesetzter Vorkriegs-Abteilwagen, der im Dezember 2001 erworben und in Lemgo gemeinsam mit der inab im Rahmen eines Ausbildungsprojektes restauriert werden konnte. Der Speisewagen wurde in ausschließlicher Vereinsarbeit bis Dezember 2002 fertiggestellt, der Fährwagen aus Lemgo folgte im Mai 2003.

    Bis Ende 2003 waren auch die umfangreichen Arbeiten an der Dampflok weitgehend abgeschlossen, so dass sie für die Saison 2004 zum Einsatz vorgesehen war.

    Alle diese Arbeiten standen ganz im Zeichen der baldigen Reaktivierung der Begatalbahn. Bewusst nahm es der Verein in Kauf, die Anzahl seiner Fahrtage auf ein Minimum zu reduzieren und sich damit auch dem öffentliche Erscheinungsbild für eine gewisse Zeit weit zurückzuziehen. Aus der Vergangenheit war zwischenzeitlich eine neue Lehre gezogen worden: Dass nämlich der strikte Sparkurs außer für das Konto auch für die Substanz der Fahrzeuge Konsequenzen hatte. Nach dem Motto „jetzt aber vernünftig“ widmeten die Aktiven einen Großteil ihrer Arbeit den Fahrzeugen, damit diese spätestens 2005 praktisch runderneuert würden zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang muss auch der Verkauf der Diesellok V91 im Sommer 2000 gesehen werden. Mit der VBE war sich die LEL einig, dass deren neue Diesellok ein weit besserer Ersatz sein würde. Der Verkaufserlös der Lok wurde zweckgebunden für die Renovierung der Donnerbüchse bzw. eines Nachfolgefahrzeuges – das, wie beschrieben, der neue vierachsige Speisewagen wurde – vorgesehen. Im Allgemeinen hatte nunmehr eine Vereinheitlichung des Reisezugwagenparks auf ausschließlich vierachsige Drehgestellwagen stattgefunden.

    Ferner stellte die VBE ihre E-Lok 21 im Jahr 2004 mit Fristablauf ab. Eine erneute Hauptuntersuchung ist bis heute nicht erfolgt und es existieren auch keine Ambitionen seitens VBE oder LEL hinsichtlich einer betriebsfähigen Aufarbeitung. Eine Erhaltung als rollfähiges Ausstellungsstück ist gleichwohl vorgesehen.

    Von der DB wurde im August 2005 der ausgemusterte ehemalige Hamelner Turmtriebwagen 701 119 angeschafft, um eine rollende Werkstatt als mobilen Rüstwagen für den Streckenunterhalt sowie einen geschützten Sozialraum für unterwegs zu haben.

Neue Zielsetzungen

Mit den Bemühungen um die ins Stocken geratene Begatalbahn-Reaktivierung hat es erneut eine Veränderung im Vorstand gegeben: Nach zehn Jahren Tätigkeit stellte Manfred Schmidt sein Amt zur Verfügung, und Jochen Brunsiek wurde zum dritten 1. Vorsitzenden der LEL gewählt. Während Manfred Schmidt keineswegs im Streit schied, sondern sich erklärtermaßen „endlich“ wieder allein seiner geliebten Dampflok widmen konnte, kehrte mit Jochen Brunsiek ein Mitglied auf den Vorsitz zurück, das zur damaligen Zeit noch nicht zum engsten Aktivenkreis im Bereich von Werkstatt und Fahrdienst gezählt werden musste.

Mit dem Konzept 2006 für einen Museumsbahnbetrieb bis nach Lemgo wurde das Ziel seiner Arbeit umrissen und der Öffentlichkeit vorgestellt. Vieles hiervon war bereits durch Dr. Halle formuliert worden, doch hatte sich in den vergangenen fünfzehn Jahren gezeigt, dass einige der ursprünglichen Zielsetzungen an äußeren Umständen gescheitert waren und von einer Weiterverfolgung besser abgesehen werden sollte. Die LEL trat nun also mit einer bescheideneren Zielsetzung in ihre nächste Epoche ein.

Doch gleichwohl ereilten die LEL bereits kurz nach der Weichenstellung für das zukünftige Betriebskonzept mehrere Rückschläge: Die Oberleitung der Extertalbahn fiel in den Jahren 2006 und 2009 auf mehreren Streckenkilometern dem organisierten Kupferdiebstahl zum Opfer, was die Durchführung von elektrischem Betrieb auf Jahre hinaus unmöglich machte. Daneben erforderte die Instandsetzung der Herborner Brücke bei Barntrup eine mehrjährige Streckensperrung, sodass der Weg ins Begatal abgeschnitten war und der einzige betriebsbereite Netzabschnitt von 2005 bis 2007 sich auf die sechs Kilometer zwischen Bösingfeld und Alverdissen beschränkte. Auch die in den vorigen Jahren fest eingeplante neue VBE-Diesellok wurde nie angeschafft, wie auch allgemein der damalige (2001-2007) VBE-Geschäftsführer sein Desinteresse am Museumsbahnbetrieb deutlich zum Ausdruck brachte. Exemplarisch hierfür steht ein Aufsichtsratbeschluss der VBE aus dem Jahre 2005, der die Unterhaltung der vorhandenen Eisenbahninfrastruktur mit Ausnahme des zur SPNV-Reaktivierung anstehenden Streckenstücks Lemgo – Lemgo-Lüttfeld mit Eigenmitteln zum Erliegen brachte. Für die LEL bedeutete dies, eine Entscheidung treffen zu müssen, von der mittelfristig die Weiterführung des gesamten Betriebes abhing: Die Übernahme der Infrastrukturunterhaltung im Rahmen eines Kooperations- und Pachtvertrages mit der VBE. Obgleich hierdurch erstmals das Wirken der LEL in Nordlippe auf eine vertragliche Grundlage gestellt wurde, hat sich diese Lösung als nicht ausschließlich vorteilhaft erwiesen. So ist der Eisenbahnbetrieb und auch die Streckenunterhaltung auf der ehemaligen LEL-„Heimstrecke“, der Extertalbahn zwischen Rinteln-Süd und Alverdissen, durch die dortige Aufnahme des Fahrraddraisinenbetriebs bis heute erheblich eingeschränkt. Mittelbar führte die zu Lasten der LEL verteilte Parallelität zwischen Bahn- und Draisinenbetrieb dazu, dass die LEL sich nicht mehr in der Lage sah, Fahrbetrieb und Streckenunterhaltung auf dem langen Abschnitt zwischen Bösingfeld und Rinteln-Süd organisatorisch zu realisieren. Als dann zusätzlich im Industriegebiet Rinteln-Süd ernsthafte Interessenten für den Kauf von Bahngrund auf den Plan traten, wurde der gesamte Extertalbahn-Abschnitt zwischen Bösingfeld und Rinteln-Süd aus dem Kooperationsvertrag zwischen VBE und LEL ausgeklammert und schließlich 2007 stillgelegt, woraufhin es der LEL zumindest noch gelang, größere Mengen altbrauchbaren Oberbaumaterials abzubauen und für den weiteren Gebrauch auf anderen Streckenabschnitten einzulagern.

Erneut Betrieb im Begatal – und darüber hinaus

Die weitgehende Zwangspause durch die Brückensanierung bei Herborn in den Jahren 2005 bis 2007 wurde abermals zur Regeneration genutzt. Parallel zu den Bemühungen, wenigstens den vorherigen Betriebsstandard – bis Barntrup – wiederherzustellen, warb die LEL unter ihrem neuen 1. Vorsitzenden Christian Lang gezielt Neumitglieder für eine Betriebsaufnahme in Richtung Lemgo. Auch der HVEEL hatte sich mit dem 1. Vorsitzenden Matthias Sievers inzwischen neu aufgestellt.

In den Jahren ab 2007 fand eine große Zahl neuer Aktiver aus den Bereichen Lemgo und Dörentrup zur LEL und im Rahmen organisierter Arbeitseinsätze konnte die gesamte Begatalbahn zwischen Barntrup und Lemgo in einem Kraftakt aus dem Dornröschenschlaf geholt werden. Ganze Bahnhöfe, wie in Dörentrup, wurden dabei von reichlich vorhandenem Pioniergehölz befreit, Gleise und Weichen gereinigt und instandgesetzt. Zwei Jahre nach der Reaktivierung des kurzen Streckenstücks von Lemgo Bahnhof nach Lemgo-Lüttfeld für den SPNV, zum Saisonbeginn 2009, konnte die LEL – inzwischen abermals unter neuem Vorsitz, diesmal von Andreas Brüntrup – erstmals „vom anderen Ende“ durchgehend zwischen Bösingfeld und Dörentrup im Regelbetrieb verkehren. Der personelle Wechsel innerhalb von Geschäftsführung und insbesondere des Betriebsleiters bei der VBE, sorgte dafür, gemeinsame Ziele formulieren zu können, sodass erstmals im Jahre 2009 das Angebot um Fahrten aus dem eigenen Netz heraus zu verschiedenen Zielen in der Bundesrepublik erweitert wurde. Für diese Fernfahrten griff die LEL mangels eigener DB-tauglicher Lokomotive auf geliehene Triebfahrzeuge der Mittelweserbahn zurück, welche dann das eigene Wagenmaterial mit eigenem, zuvor entsprechend geschulten Betriebspersonal zu den verschiedenen Reisezielen, etwa nach Duisburg, Hannover, zur Landesgartenschau nach Hemer, an den Rennsteig nach Ilmenau oder später Goslar, Bremerhaven und Hamburg beförderte.

Neben dieser Ausweitung des Netz- und Aktionsradius gab es Ergänzungen im Fahrzeugpark. Um die neuen Herausforderungen angehen zu können, sind weitere Wagen angeschafft worden. Im Juni 2007 ging leihweise von der benachbarten Dampfeisenbahn Weserbergland ein Talbot-Schotterwagen zum Streckenunterhalt zu. Einen Monat später fand ein dritter vierachsiger Umbauwagen mit 1.-Klasse-Abteil, bei der DB umgebaut zum „Theaterwagen“, seinen Weg aus Hamm nach Bösingfeld. Dort wurde er umfassend aufgearbeitet, weitgehend entkernt und als Mehrzweckwagen in purpurroter Lackierung 2009 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Im Jahre 2010 bewährte er sich als Ersatz für den in der Hauptuntersuchung befindlichen Speisewagen, wobei sich der Einsatz zunächst auf die Verwendung des im ehemaligen 2.-Klasse-Teil eingerichteten Mehrzweckraums beschränkte.

Nach einer Epoche des bewusst „individuellen“ Erscheinungsbildes gelang es bis 2008 zudem endlich, alle Reisezugwagen wieder in ihren historischen Farbgebungen, flaschengrün bzw. purpurrot, zu präsentieren, was die Attraktivität des Zuges wesentlich erhöht hat.

2009 folgte die Anschaffung eines vierachsigen Vorkriegs-Schnellzuggepäckwagens, motiviert insbesondere von dem sich zur damaligen Zeit gerade etablierenden LEL-Jugendprojekt „Jugend unter Dampf“, das seit 2010 am Standort Farmbeck im Begatal angeboten wird. Das Fahrzeug sollte die offene Jugendarbeit der LEL als Gemeinschaftswagen beherbergen und erhielt in diesem Zuge eine moderne, zweckgerechte und flexible Innenausstattung, die sich hervorragend in den historischen Wagenkasten einfügt. Betrieblich diente der Wagen der LEL nach seiner technischen Fertigstellung und HU Ende 2012 zudem als leistungsfähiger Generatorwagen für die Fernfahrten.

  • Auch die Triebfahrzeuge erfuhren Veränderungen. Um endlich wieder betriebliche Flexibilität zu erlangen, konnte die LEL im Frühjahr 2009 eine MaK-Diesellok der Baureihe V65, ursprünglich 1954 als V 2.004 für die AKN in Dienst gestellt, leihweise von den Braunschweiger Verkehrsfreunden übernehmen und mit Hilfe der Mittelweserbahn über Lemgo ins Extertal überführen. Dort wurde die Lok umfassend aufgearbeitet, im angenäherten Originalfarbkleid neu lackiert und betriebsbereit gemacht. Seitdem verrichtete sie zuverlässig ihren Dienst vor allen erforderlichen Reise- und Arbeitszugleistungen auf dem Netz der LEL. Infolge dieser Unterstützung konnte an den Regelfahrtagen ein kombinierter Betrieb von Diesel- und Dampflok angeboten werden.

    Parallel dazu verringerte sich der einsatzbereite Triebfahrzeugbestand weiter. Ende 2008 wurde die E-Lok 22 mit Fristablauf abgestellt, Mitte 2010 musste die Köf 6815 mit einem schweren Getriebeschaden aus dem Betrieb genommen werden. Seit 2010 zeigte ferner auch der dann 70 Jahre alte Originalkessel von Emil Mayrisch Alterserscheinungen in Form Grenzmaß erreichender Kesselwandstärke, sodass der Betriebsdruck von Jahr zu Jahr reduziert werden musste, was die Kraft der Maschine gerade im Extertal merklich einschränkte. Ende 2012 stand dann fest, dass der nur noch zulässige Druck den Betrieb im Extertal nicht weiter ermöglichte. Zusammen mit ihrem Begleitwagen, dem Wasser-Kesselwagen 34, wurde Emil Mayrisch also mit Ablauf ihrer HU-Periode abgestellt.

    Einzig die E 22 konnte im Laufe des Jahres 2012 wieder in Betrieb gehen. Eine Gruppe von Aktiven kümmerte sich um die grundlegende Aufarbeitung des ehemaligen Gütertriebwagens, der bei dieser Gelegenheit auch eine Neulackierung im originalen Farbschema der 1960er Jahre, dunkelrot mit weißen Streifen, erhielt, womit ein weiterer „bunter Fleck“ aus dem historischen Zugbild getilgt wurde. Parallel dazu gelang es dem Verein mit dem Wohlwollen der vbe, unter Einsatz von Versicherungsleistungen und Eigenarbeit die elektrische Oberleitung zumindest zwischen Bösingfeld und Alverdissen wieder betriebsbereit herzurichten. Einzelne Teilabschnitte wurden dabei grundlegend saniert, andere durch Hinzunahme von Ersatzteilen aus dem Abschnitt Alverdissen – Barntrup ergänzt. Über Alverdissen hinaus wurde der elektrische Betrieb bis auf Weiteres aber aufgegeben.

    Ein starkes Jahr war 2012 dagegen erneut für die Fernfahrten, ebenso der Beginn von 2013. Um auch dauerhaft einen Stützpunkt zu gewinnen, der einen Einsatz von Fahrzeugen im Begatal bzw. mit kürzerem Zuführungsweg nach Lemgo erlaubte, erfolgte sukzessive eine Ertüchtigung der angemieteten Gebäude einer ehemaligen Kohlenhandlung, die aber immerhin mit einer Ladestraße und einer Kopframpe Anschließer der Begatalbahn gewesen war. Die aus diesem Ensemble entstehende Bahnmeisterei Farmbeck – die es als solche an diesem Standort nie gab, wohl aber einen Bahnhof mit Empfangsgebäude – sollte zukünftig aber nicht nur Material der LEL, sondern auch die offene Jugendarbeit beherbergen. Symbolisch für diese Entwicklung führte die LEL im Sommer 2012 einen Fahrtag nur im Begatal durch, bei dem verschiedene Schulklassen im Rahmen eines Exkursionstages transportiert wurden – Pendelverkehr zwischen Barntrup und Dörentrup im Takt eines Nahverkehrssystems. Viele Fahrgäste wurden effizient in kurzer Zeit bewegt, durchaus richtungsweisend für eine mögliche Reaktivierung der Begatalbahn.

Endlich wieder elektrisch – die E 22 kommt unter Strom

Im Extertal konnte mit Eröffnung der Fahrsaison 2013 eine Trendwende markiert werden. Neben der Wiederinbetriebnahme der elektrischen Extertalbahn bis Alverdissen wurden Reparaturaufträge für die Köf 6815 erteilt und weiter an der Ausstattung des 1.-Klasse-Sitzabteils des Gesellschaftswagens gearbeitet. Ein „neuer“, jedenfalls modernerer Zweiwegebagger konnte kurzfristig angeschafft werden, um endlich einen maschinellen Grünschnitt zu ermöglichen, wenngleich parallel dazu der langgediente Zweiwegeunimog der vbe ausgemustert wurde. Der „Grünkohl-Express“ im November hatte sich als dritte Sonderfahrt neben Oster- und Nikolausfahrten so etabliert, dass erstmals ein zweiter Termin angeboten werden konnte. Auch regional konnte die LEL sich also wieder breiter aufstellen. Wie nötig dies war, zeigte sich in der unangenehmen Überraschung einer Sperrung des Zuführungsgleises der Begatalbahn zwischen Lemgo-Lüttfeld und Dörentrup durch einen überambitionierten Eisenbahnbetriebsleiter der vbe im Frühjahr 2013. In der Folge mussten die bereits geplanten Fernfahrten des Jahres 2013 vollständig ausfallen. Erst mehrere Jahre später, nach Beruhigung der Situation und punktuellen Reparaturmaßnahmen entlang dieses Streckenabschnitts, wurde die Befahrung als Baugleis wieder möglich. Das Konzept der Fernfahrten wurde seitens der LEL aus verschiedenen Gründen nicht wieder aufgenommen; eine Erholung der Fahrgeldeinnahmen gelang aber nur langsam. Auch der gleichzeitige Betrieb von zwei Zügen auf der Strecke, etwa ein elektrischer Zug im Exter- und ein weiterer im Begatal, war nicht länger zulässig.

Da auch eine Sanierung der Begatalbahn durch externe Mittel und eine – alle Jahre wieder erwachende – politische Bewegung zur Reaktivierung der Strecke für den ÖPNV keine konkrete Gestalt annahm, wandte sich die LEL neben dem Regelfahrtagsbetrieb bis Dörentrup und zeitweise, je nach anfallenden Gleis- und Brückenbauarbeiten, nur bis Farmbeck, ihrem Ursprung auf der elektrischen Extertalbahn zu. Die nun wieder aufgebaute und mit verschiedenen Sicherungseinrichtungen versehene Fahrleitung ermöglichte ab Mai 2013 wieder das Angebot der traditionell elektrischen Oster- und Nikolausfahrten und das betrieblich interessante Umspannen der Lokomotiven im Bahnhof Alverdissen. Der Wegfall des Dampfbetriebes wurde durch zunehmende kulinarische Angebote im Zug und einen erlebbaren Eisenbahnbetrieb an den Wendebahnhöfen kompensiert. Trotzdem reifte die Überlegung heran, zur Ergänzung des Angebots und um ggf. langfristig sogar ein eigenes Fahrzeug zu besitzen, was bei Bedarf doch auch über Lemgo hinaus würde fahren können, wieder zu einer Dampflok zu kommen. Da der Markt für solche Fahrzeuge sehr überschaubar war, gleichzeitig aber die aufgerufenen Preise nicht hätten erwirtschaftet werden können, griff man unter Abkehr von den Erwägungen der Jahrtausendwende doch erneut auf die in den Bahnpark Augsburg verliehene 93.1410 zurück. Emil Mayrisch N.3 hingegen verließ das Extertal im Jahr 2014 wie er gekommen war, auf einem Straßentieflader. Die Lokomotive wurde als Ausstellungsstück an ein dänisches Industriemuseum abgegeben.

Inmitten dieser Umbrüche erfuhr der Verein einen erneuten Vorstandswechsel. Nach mehreren Rücktritten und Vakanzen übernahm der jüngste 1. Vorsitzende seit Vereinsgründung, Benedikt Vogelsteller, die Führung und leitete mit seiner später geradezu sprichwörtlichen ruhigen Hand wiederum eine dringend nötige Phase der Konsolidierung ein.

So war das Jahr 2014 geprägt von Infrastrukturarbeiten, um die Fahrten auf eigenem Netz auch in Zukunft zu ermöglichen. Das Angebot der klassischen Regelfahrtage wurde um Attraktionen ergänzt, so fand erstmals eine Kooperation mit den Oldtimerfreunden Extertal statt, bei Schaurangieren wurden Fahrzeuge auf die Bahn verladen. Die erste Teddybärfahrt fand ebenso Anklang wie ein großes Bahnhofsfest in Bösingfeld, bei dem auch der fertiggestellte Jugendwaggon erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Damit wie auch mit der Anschaffung verschiedener Maschinen für das neu geborene Projekt „MINT-Werkstatt“ und einer stetigen konstruktiven Kommunikation mit der vbe verfestigte die LEL ihre Rolle als Anbieter offener Jugendarbeit in der Region.

Die LEL wird „erwachsen“ – Aufbau von Netzwerken und Start neuer Projekte

Auch in der Museumsbahnwelt vernetzte der Verein sich weiter durch den Beitritt zum Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen (VDMT). Erste Erfolge dieses Netzwerks zeigten die Rückkehr der vollständig reparierten Köf 6815 Ende 2014 ebenso wie die günstige Gelegenheit zum Erwerb eines vierachsigen DDR-Bahnpostwagens, der im Frühjahr 2015 zusammen mit der 93.1410 aus Augsburg auf eigenen Rädern nach Bösingfeld kam. Dem Verein dient dieses Fahrzeug seither als Lagerwagen, eine andere Verwendung ist auch ausdrücklich nicht vorgesehen. Umgekehrt fand eine gewisse Bereinigung des Fahrzeugsparks statt, Leihwagen der DEW wurden zurückgegeben und weitere eigene Fahrzeuge in Ursprungsfarben (zurück-)lackiert. So erstrahlte der TVT pünktlich zum großen Bahnhofsfest in Alverdissen im 30. Jubiläumsjahr 2015 wieder in altrot. Erstmals fand zu diesem Anlass auch wieder ein externes Fahrzeug den Weg ins Extertal: der MAN-Schienenbus des damaligen Bielefelder Vereins „Osningbahn“ verkehrte als Ehrengast der LEL in Nordlippe. Einziger Wermutstropfen war die erneute Zwangspause für den E-Betrieb nach einem Oberleitungsschaden durch einen kreuzenden Lkw. Die Versicherungsformalitäten nahmen fast das gesamte Jahr in Anspruch. Der LEL wurde aber zugesichert, die an sich beendete Laufzeit der V65-Leihgabe um noch eine weitere HU-Periode zu verlängern, sodass das Fahrzeug fester Bestandteil der Saisonplanung bleiben konnte und zwischenzeitlich auch weiteren Reparaturen unterzogen wurde.

Ebenfalls in 2015 tastete sich die LEL auch wieder Richtung Lemgo: zum Tag des offenen Denkmals wurden die 93.1410 und ein Teil des Wagenzuges auf dem Streckenstück nahe dem Schloss Brake ausgestellt. Wieder wurden die Regelfahrtage um Zusatzangebote erweitert und Sonderfahrten mit Events, erstmals auch nachts, angeboten. Hierbei stach besonders das Projekt „Jugend unter Dampf“ mit Innovationen rund um den Standort Farmbeck hervor.

Der Jahreswechsel 2015/2016 war erneut geprägt von Infrastrukturarbeiten, teils im Extertal, teils mit dem ausdrücklichen Wunsch, den Lückenschluss nach Lemgo voranzutreiben. In Bösingfeld wurde die Werkstattkapazität erhöht, nachdem die seit Jahren z-gestellte und nur noch rollfähige E-Lok 21 auf einen Denkmal-Gleissockel in einer benachbarten Bushalle umgesetzt werden konnte. Sie wird weiter geschützt erhalten bleiben, zunächst als Ausstellungsobjekt, aber eine zukünftige Wiederinbetriebnahme bleibt so zumindest theoretisch möglich. Ein neuer Flachwagen verstärkt den Arbeitszugfuhrpark der LEL, andere Güterwagen werden erfolgreich hauptuntersucht.

Neben dem regulären Fahrtenprogramm, das sich erstmals nach Abschluss verschiedener Baumaßnahmen wieder auf die Gesamtstrecke Bösingfeld-Dörentrup erstrecken konnte, wurden erneut zahlreiche Sonderfahrten und erstmals auch Fahrten für Fotografen mit Unterwegshalten, Scheinanfahrten und einem individuell zusammengestellten Zug veranstaltet, die das Portfolio des Vereins erneut erweiterten.

Das Jahr 2016 war zudem der Startschuss für die neue Projektkooperation „Smart Railway“. Unter diesem Label sollte zukünftig das allgemein-gesellschaftliche regionale Engagement der LEL, etwa in der Jugendarbeit, dem Tourismus oder der Förderung der Reaktivierungsbemühungen für die Begatalbahn zusammengefasst werden. Eine Förderung fand über die LEADER-Region Nordlippe statt. Auch die „MINT-Werkstatt der Entdeckungen“ in Kooperation mit verschiedenen Schulen und der vbe ging in Bösingfeld an den Start.

Erneute Bewegung im Fahrzeugpark

Während der Aktivenkreis durch Prüfungen zum Betriebsdienst weiteren Zuwachs verzeichnen konnte, sorgte ein schwerer Unfall zum Jahresende 2016 für Kopfschütteln: ein Autofahrer prallte ungebremst in den TVT, der auf einem Arbeitszugeinsatz den vielbefahrenen Bahnübergang Bahnhofstraße in Barntrup querte. Der Autofahrer ignorierte sowohl das ordnungsgemäß eingesetzte Sicherungspersonal als auch den sich bereits sicht- und hörbar nähernden Triebwagen. Waren auch Personenschäden glücklicherweise nicht zu beklagen, fiel nun das wichtige Wartungsfahrzeug der LEL kurz nach Abschluss einer langwierigen HU und Reparatur erneut für Monate aus. Die Schäden waren so groß, dass nur eine Überführung in die Lippstädter WLE-Werkstatt in Frage kam, zu der sich glücklicherweise erneut die Bielefelder Osningbahn bereit erklärte. Erst Ende 2017 konnte der TVT wieder in Dienst gestellt werden. Ein derart folgenschwerer Bü-Unfall war im Museumsbahnbetrieb der LEL noch nicht vorgekommen – alle hoffen, dass es dabei bleibt!

Verschiedene größere Projekte charakterisierten auch das Jahr 2017. Neben dem TVT befand sich im Winter die V65 zur Motoraufarbeitung in der Werkstatt, allerdings in der eigenen in Bösingfeld. Die jahrelange Hauptuntersuchung und der Neuaufbau des Innenraums des Halbgepäck-Umbauwagens 12 konnten endlich erfolgreich abgeschlossen werden; der Wagen mit seinem leistungsfähigen Packabteil fehlte im Fahrgastservice seit langem schmerzlich. Das Dauerprovisorium im Mehrzweckabteil des Gesellschaftswagens konnte dadurch aufgegeben werden. Zum Ende der laufenden HU-Periode soll dann wiederum eine gründliche Überarbeitung der Inneneinrichtung dieses Wagens folgen.

Recht spontan ergriff der Verein die Gelegenheit, 2017 einen ausgemusterten österreichischen Abteilwagen im süddeutschen Raum zu erwerben. Das vierachsige Fahrzeug auf Basis einer Vorkriegsbauart war in den 1960er Jahren grundlegend saniert worden und bis wenige Jahre zuvor im regulären Fernverkehr gelaufen. Es versprach mehr Substanz insbesondere im Blechbereich und deutlich weniger Verschleiß an den Installationen als der vor einer weiteren HU stehende 2.-Klasse-Umbauwagen, eins der langjährigsten Fahrzeuge im lippischen Bestand. Für diesen hätte die Entkernung mindestens einer Wagenhälfte bis auf den Rahmen angestanden, außerdem eine vollständige Erneuerung von Elektrik und Heizung. Nicht zuletzt hatte der neue Wagen 18 bereits zu Betriebszeiten gummigefasste Fenster erhalten, während die Umbauwagen der DB zeitlebens mit den nicht witterungsfesten Aluminium-Schiebefenstern ausgestattet waren. Der Wagen erreichte seinen neuen Heimatbahnhof auf dem Schienenweg über das ostwestfälische Netz mit Zwischenhalt im ehemaligen Bw Bielefeld, wiederum gezogen von der Osningbahn.

Ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte 2017 begann die langersehnte bauliche Sanierung des Lokschuppens in Bösingfeld. Die vbe nahm an der ehemaligen Extertalbahn-Wagenhalle, die nun insbesondere die Buswerkstatt und eine Waschanlage beherbergt, umfassende Arbeiten vor, vom Dach über Fenster, Elektrik, Putz und Brandschutzausstattung. Auch das Unterwerk, die Quelle des Fahrstroms für die Oberleitung der Extertalbahn, bedurfte einiger Reparaturen, die erneut zeitweise den E-Betrieb an den Saisonfahrtagen lahmlegten.

Die Saison 2017 ging daher durchwachsen, aber zumindest mit den starken Zugpferden Grünkohl und Nikolaus (im Schnee) zu Ende. Die Winterpause wurde, auch und nicht zuletzt wegen einiger Folgen der zunehmenden Winterstürme, für umfangreiche Grünschnittarbeiten im Streckennetz genutzt.

Das Jahr 2018 begann mit einigen überraschenden Verschiebungen auf dem Museumsbahnsektor: der Bielefelder Verein Osningbahn, zu dem die LEL insbesondere wegen des DB-Netzzugangs seit einigen Jahren eine Partnerschaft aufgebaut hatte, musste Insolvenz anmelden und verschwand vom Markt. Die Möglichkeiten, nahebei stationierte Zugfahrzeuge für externe Fahrten zu gewinnen, wurden damit wieder empfindlich geringer. Die stetigen Verschärfungen des Marktes und der Regularien lassen es bis heute nicht hoffnungsvoll erscheinen, dass die LEL ihr Fernfahrtkonzept jemals wieder aufleben lassen könnte. Nur unter Einsatz externer Förderer waren im Jahr 2018 noch- und bisher letztmals Fahrten nach Münster und nach Bad Salzuflen möglich. Nach Münster kam dabei passend zum Zugbild die ebenfalls museale Osnabrücker V160 002 („Lollo“) zum Einsatz, die wenige Wochen später wegen eines Getriebeschadens abgestellt werden musste.

Umbauwagen 13 ging auch noch im Jahr 2018 über das Bw Bielefeld nach Augsburg. Der Bahnpark, an den die 93.1410 lange Zeit verliehen gewesen war, hatte das Fahrzeug erworben.

In der Fahrsaison 2018 baute die LEL mit ihrer verbreiterten Angebotspalette und insbesondere mit privaten, individualisierten Sonderfahrten ein gutes Konzept weiter aus, während sich die klassischen Regelfahrten immer mehr als Verlustgeschäft erwiesen. Fahrten mit kulinarischem Angebot wurden dagegen immer stärker nachgefragt, sodass erstmals an drei Tagen der Grünkohlexpress angeboten und für die Nikolaussonntage Zusatzfahrten eingelegt wurden.

Die Projektabteilung „Smart Railway“ wies im Jahr 2018 ebenfalls einige Erfolge aus, so wurden Förderungen, Stiftungspreise und regionale Kooperationen erzielt, um den wirtschaftlichen Unterbau der Museumseisenbahn zu stützen. In diesem Kontext wurde auch der bisherige Jugendwagen unter das Motto des „Europawaggons“ gestellt und für ein politisches Projekt blau mit den gelben europäischen Sternen lackiert. Die blaue Lackierung soll der Wagen, immer noch mit Heimatstandort Farmbeck, jedenfalls bis zur nächsten HU behalten. Der Standort Farmbeck selbst konnte durch fleißige Verhandlungen aus der nicht heimischen privaten Hand, von der er bisher an die LEL verpachtet war, in das Eigentum der Gemeinde Dörentrup übernommen werden, die nun ihrerseits der LEL das Grundstück zur Verfügung stellt und ihr Erwerbsoptionen eingeräumt hat.

Das Jahr 2019 schließlich brachte die ersten strukturierten und ernsthaften Bemühungen um einen Wiederaufbau der elektrischen Fahrleitung im Abschnitt Alverdissen – Barntrup der Extertalbahn, die nach Diebstählen und Entnahme dingend notwendiger Ersatzteile nur noch in Fragmenten vorhanden war. Dieses Großprojekt nahm hier seinen Anfang und konnte auch den Widrigkeiten der Folgejahre trotzen, da eine weitsichtige Planung hier eine optimale Kooperation aus öffentlicher Förderung und ehrenamtlicher Eigenleistung ermöglicht hatte.

Die Begatalbahn hingegen war in der Saison 2019 insgesamt vom Betrieb abgeschnitten, da der Bahndamm in Barntrup-Wierborn für den Bau einer neuen Umgehungsstraße abgetragen und eine neue Brücke installiert werden mussten. Der Fahrbetrieb der LEL beschränkte sich daher erstmals seit 2009 wieder ausschließlich auf die Extertalbahn und das ausgerechnet im zehnten Jubiläumsjahr der Betriebsaufnahme bis Dörentrup. Die Zwangspause wurde zwar für einige Gleisbauarbeiten genutzt, insgesamt hat der Nichtbetrieb jedoch vieles verschlechtert, insbesondere die Grünschnittsituation.

Turnusmäßige Wartungsarbeiten und der Fortgang laufender Restaurierungen brachten eine gewisse Ruhe in den Fahrzeugpark, für den zunächst keine weiteren Umstrukturierungen anstanden. Die Saisonplanung für 2020 sah insbesondere wieder um kulturelle und sonstige Erlebnisangebote ergänzte Regelfahrten im Gesamtnetz vor, Diesel- und E-Lok standen zur Verfügung.

„Corona-Jahre“

Zu einer Betriebsaufnahme im Jahr 2020 kam es tatsächlich nicht. Erst im Spätsommer konnten zwei Züge mehr oder weniger spontan eingelegt werden, sämtliche anderen Fahrten des Jahres fielen ersatzlos aus – die Corona-Pandemie schlug auch voll auf den Tätigkeitsbereich der LEL durch. Die staatlichen Restriktionen, die die Bevölkerung seit März 2020 ununterbrochen belasten, machten einen geordneten Fahrbetrieb und eine vernünftige Planung unmöglich. Immerhin stand die LEL mit diesem Problem nicht allein und konnte sich aus eigens aufgelegten staatlichen Hilfsprogrammen zumindest die laufenden Kosten und die vergeblichen Aufwendungen der Saisonplanung erstatten lassen. Auch der interne Vereinsbetrieb kam zeitweise zum Erliegen, die gemeinsame Werkstattarbeit wurde angesichts der Zwangsmaßnahmen plötzlich genauso illegal wie das gemütliche Kaffeetrinken oder aber auch die Durchführung der Jahreshauptversammlung.

Einzig Projekte, die lediglich der Koordination oder der Ausführung durch einzelne Aktive bedurften, konnten fortgeführt werden. Insbesondere wurde das Jahr 2020 mit Nachdruck für einen Fortgang der Instandsetzungsarbeiten an der Fahrleitung in Richtung Barntrup genutzt. Gleichzeitig konnten verschiedene Sanierungsmaßnahmen auch im Abschnitt Bösingfeld – Alverdissen ausgeführt werden, sodass die historische Fahrleitungsanlage nachhaltig an Substanz und Haltbarkeit gewonnen hat. Überstellungen, Überführungen und kleinere Einsätze auf der freien Strecke wurden ebenfalls durchgeführt, insbesondere die notwendigen Arbeiten zur Verkehrssicherung durften nicht ausgesetzt werden. Verschiedene Fahrzeuge, darunter der Abteilwagen, erhielten Neulack.

Das Jahr 2021 begann dann mit sogar noch weiter verschärften Zwangsmaßnahmen. Der durch die hohen und andauernden Einnahmeausfälle stark beanspruchte Verein konnte eine Saisonplanung nicht sinnvoll aufstellen. Erst im Juni wurde der Fahrbetrieb endlich wieder aufgenommen, freilich noch unter der Restriktion sogenannter Hygienekonzepte. Der Nachfrage tat dies glücklicherweise keinen Abbruch und bei zumeist bestem Wetter wurden endlich wieder Regional- und Kulturfahrten, Sonderfahrten und die allseits beliebten Grünkohlfahrten angeboten. Durch die im Winter 2020/2021 erfolgte Hauptuntersuchung der E-Lok 22 stand die Extertalbahn auch wieder traditionell unter Strom – selbst die Nikolausfahrten 2021 konnten letztendlich mit viel organisatorischem Fingerspitzengefühl und ein bisschen Glück bei der zeitlichen Auswahl der Fahrtage angeboten werden. Viele glückliche Fahrgäste, denen die Freude um etwas Abwechslung in einer sehr einsam gewordenen Welt und in einer Zeit, in der wiederum fast alle Veranstaltungen vorsorglich abgesagt wurden, anzusehen war, zeigten, dass der Einsatz sich gelohnt hatte.

Auch organisatorisch brachte die „Corona-Zeit“ einige Veränderungen mit sich. Die LEL gliederte im Jahr 2020 ihre bisherige Projektkooperation „Smart Railway“ in eine selbstständige gemeinnützige Unternehmergesellschaft aus. Damit wurde für beide Akteure eine Konzentration auf die jeweiligen Kernaufgaben ermöglicht. Die Smart Railway OWL gUG, deren Alleingesellschafter der Verein LEL ist, koordiniert nun kulturelle, touristische und andere Angebote, die den Museumsbahnbetrieb der LEL nachfragegerecht ergänzen sollen. Außerdem übernimmt die Smart Railway OWL die offene Jugendarbeit, das bisherige Projekt „Jugend unter Dampf“ mit dem „Europawaggon“, den Standort Farmbeck und das Kooperationsprojekt „Monocab“, das gemeinsam mit der TH OWL in Lemgo auf einem Abschnitt der Draisinenstrecke zwischen Bösingfeld und Rinteln-Süd zu Test- und Forschungszwecken eingerichtet werden soll.

Im September 2021 konnte seit Frühjahr 2019 auch endlich wieder eine ordentliche Jahreshauptversammlung durchgeführt werden. Auf dieser gab der 1. Vorsitzende Benedikt Vogelsteller nach sieben turbulenten, aber auch sehr erfolgreichen Jahren, durch die er den Verein souverän geführt hatte, sein Amt ab, um sich mehr seiner jungen Familie widmen zu können. Als sein Nachfolger wurde Golo Kahlert zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Er setzte den bisherigen Kurs einer stärkeren Rückbesinnung der LEL auf ihren Stellenwert in der Region und ihre spezifischen technischen Merkmale, insbesondere die elektrische Extertalbahn, fort. Unterstützung für dieses Vorhaben erfuhr der Verein seit einiger Zeit von der vbe, mit der ein sehr konstruktiver Austausch gepflegt wurde.

Am Standort Farmbeck wurde aufgeräumt. Um die Konzepte der Smart Railway OWL umsetzen zu können, erweiterte diese das Gelände der Bahnmeisterei in westlicher Richtung um eine Stellfläche für Container, in denen zukünftig ein Büro, Besprechungsraum und moderne sanitäre Anlagen installiert sein werden. Die LEL selbst unterhält weiterhin mehrere Lagerhallen für Gleis- und Signalbaumaterialien sowie die alte Ladestraße am Standort. Der „Europawaggon“ wurde um ein fachgerechtes Einstiegsgerüst ergänzt und beherbergt zukünftig wechselnde Ausstellungen und Angebote. Die LEL konnte einen bisher in Farmbeck untergestellten, ausgemusterten Rottenkleinwagen durch einen glücklichen Zufall an die Stadt Lage vermitteln, wo er nun zusammen mit zwei Formsignalen der Eisenbahnfreunde Lippe ein Ensemble am Parkplatz des Bahnhofs Ehlenbruch ziert.

Ein Blick in die Zukunft

Das Jahr 2022 beginnt erstmals wieder mit einer vollständigen Saisonplanung, einem gedruckten Jahresprogramm und der Hoffnung, den Fahrgästen endlich wieder das reichhaltige Angebot zeigen zu können, mit dem die LEL sich in der Region einen Namen gemacht hat. Als Jahresziel steht die Inbetriebnahme der Reelektrifizierung von Alverdissen nach Barntrup ganz oben auf der Agenda.