Speisewagen 1122

Die Fakten

Baujahr 1936
Hersteller Waggonfabrik Görlitz (WUMAG)
Länge über Puffer 23,5 m
Gewicht 52,9 t
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Anzahl Sitzplätze 42
Drehgestelle Görlitz III schwer

Geschichte

des Speisewagens 1122

  • Mitte der 1930er Jahre bestand bei der Mitropa Bedarf an neuen Speisewagen, mit denen die vorhandenen Speisewagen aus dem ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts ersetzt werden sollten. Die ersten Neuwagenserien entstammen den Gruppe-28-Wagen mit den Baujahren 1928-34. Ab 1935 wurden die Wagen vollständig geschweißt, die Wagenübergänge mit Windleitblechen versehen – was zum schnittigen Äußeren beitragen sollte – und als Gruppe 35/36 bezeichnet.

    Unser Wagen wurde 1936 fertiggestellt und mit der Nummer 1122 an die Mitropa übergeben. Im zweiten Weltkrieg diente er wie die meisten der Speisewagen als Dienstwagen bei der Wehrmacht und fand sich 1945 in den Westzonen wieder. Erneut zum Speisewagen hergerichtet, lief er bei der westdeutschen DSG bis zum Jahre 1973.

    Nach seiner Ausmusterung und vorübergehenden Abstellung in Wiesbaden übernahmen ihn noch 1973 die Eisenbahnfreunde Olpe und richteten ihn bis 1976 zum Ausstellungswagen für ihre Modelleisenbahnanlage her. 1985 wurde er in den Ausstellungszug “150 Jahre Eisenbahnen in Deutschland” eingestellt

    Stark angestiegene Kosten beim Einsatz des Wagens nach der Bahnreform 1994 veranlassten die Eisenbahnfreunde Olpe, den Wagen Ende 2000 zum Verkauf anzubieten. Die Modelleisenbahnanlage wurde von den Eisenbahnfreunden Olpe noch selbst ausgebaut, als die LEL den Wagen erwarb. Im Februar 2001 kam der Wagen nach Bösingfeld.

  • Der nach Ausbau der Modellbahn fast schon vollständig entkernte Wagen wurde in ausschließlicher Eigenleistung der Vereinsaktiven während der folgenden knapp zwei Jahre vollständig renoviert und wieder zum Speisewagen hergerichtet. Nach Sandstrahlen, Austausch durchgerosteter Bleche, Neuanstrich, Fenstertausch, Neuanfertigung der Inneneinrichtung, Einbau einer Küche mit Gas-, Wasser- und Herdanlage, einer Theke mit Kühlanlage und Zapfeinrichtung, einer Ausstellungsvitrine sowie einer Lautsprecheranlage, nach Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrwerks- und Bremsuntersuchung wurde der Wagen im November 2002 durch einen Fahrzeugsachverständigen abgenommen und zugelassen. Die ideelle Wagenpatenschaft hat die Stadt Barntrup übernommen.

    Gemessen daran, dass es sich bei der Restaurierung um einen nahezu vollständigen Neuaufbau der Inneneinrichtung handelte (und das Internet als Recherchemöglichkeit für Aussehen und Teilebeschaffung noch in den Kinderschuhen steckte), wird das Original insbesondere in den beiden Fahrgasträumen bestmöglich wiedergegeben. Freilich war es gerade im Bereich der Küche erforderlich, auch neue Technik in das alte Fahrzeug einzubauen, was jedoch ebenfalls sehr dezent erfolgt ist. Der Speisewagen kann daher getrost als das Schmuckstück des LEL-Wagenzuges bezeichnet werden.

  • Seit nunmehr 20 Jahren steht der Wagen als Herzstück des Heckeneilzuges der LEL zuverlässig und fast störungsfrei im Dienst. Neben dem Einsatz auf Exter- und Begatalbahn hat er auch an allen Sonderfahrten ins DB-Netz teilgenommen – vereinzelt sogar ausschließlich, so einmal zur Drehbank nach Hannover-Leinhausen und ein anderes Mal als Ausstellungsstück auf eine Messe.

    Im Sommer 2022 hat er, wie alle Wagen der LEL, einen Neulack in den Originalfarben erhalten und für den Ablauf der aktuellen HU-Periode wird derzeit überlegt, die hoch beanspruchte Küche zu erneuern und die Inneneinrichtung ein wenig aufzufrischen, damit der Wagen weiterhin zeitgemäß eingerichtet und den betrieblichen Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist.